Die ältesten bis heute erhaltenen hebräischen Handschriften enthalten den Gottesnamen nahezu 7000 Mal. Dieser wurde in Form von vier hebräischen Konsonanten, nämlich יהוה (Tetragrammaton oder auch Tetragramm genannt) niedergeschrieben, welche im Deutschen mit JHWH (oder JHVH) transkribiert werden können. Die absolut ursprünglichste Vokalisation des Tetragrammatons ist jedoch zufolge einer Art jüdischen Aberglaubens, der Gottesname sei zu heilig um ihn auszusprechen, nicht mehr mit Sicherheit als solche identifizierbar.

 Über die konkreten Beweggründe, die zu diesem Aberglauben führten, welcher ganz klar dem Kontext des Wortes Gottes widerspricht, und den genauen Zeitpunkt, zu dem seine Folgen letztendlich zur traurigen Tatsache wurden, kann nur spekuliert werden, ebenso wie über die angeblich einzige "korrekte" Schreibweise des Gottesnamens.

 

In der Literatur und im Internet findet man eine schier endlose Zahl von Schreibweisen:

Jahe, Jawe, Jave, Javoh, Jawoh, Jahwèh, Jahve, Jauwe, Jahuwá, Jahuwáh, Jahuàh, Jehuàh, Jehoua, Jehwáh, Jehva, Jehowáh, Jehovah, Iehova, Geova, Jevo, Jovah, Jowáh, Jehwíh, Yahe, Y...

 

Dies kommt daher, dass die durch verschiedene mutmassliche Vokalisationen entstandenen, möglichen Varianten des Gottesnamens in anderen Sprachen als Transkription geschrieben werden. (Das heisst, Wörter werden in jeder Sprache so geschrieben, dass ihre Laute beim Lesen möglichst gleich klingen wie in der ursprünglichen Sprache.) Wird dies wie beim Gottesnamen über Jahrhunderte hinweg und in zahlreichen Sprachen getan, so sind letztendlich auch zahlreiche Unterschiede die unumgängliche Folge.

 

Die Anzahl möglicher Schreibweisen des Gottesnamens wird daher höchstens noch von der Anzahl an Theorien über deren Richtigkeit und ihre genaue und korrekte Aussprache übertroffen.

Letztendlich sind solche Diskussionen jedoch sinnlos; wer aufrichtig sein will (was für echte Christen keine Frage sein darf), kann nur bestätigen, dass niemand es wissen kann.

 

Dieselben Diskussionen könnte man ebenfalls über den Namen „Jesus“ und viele andere biblische Namen führen. „Iesus“ ist die lateinische Form des griechischen Ἰησοῦς (Iesoús)“. Ursprünglich kommt der Name aus dem Hebräischen und bedeutet „JHWH ist Rettung“, weshalb er sich in Apostelgeschichte 7:45 und Hebräer 4:8 auch auf Josua bezieht. Da also der Gottesname im Namen des Sohnes (Jesus) enthalten ist, kann auch dessen ursprünglichste hebräische Aussprache nicht nachvollzogen werden.

 

In einer jüdischen Übersetzung des alten Alten Testaments, Die Heilige Schrift“ (von Dr. phil. Naftali Herz Tur-Sinai, unter anderem Professor für Hebräisch an der Universität in Jerusalem), wird der Name „Josua“, der dieselbe Bedeutung hat wie „Jesus“, wie folgt wiedergegeben:

 

JAT, Josua 3:5

Dann sprach Jehoschua zum Volk: „Heiligt euch! Denn morgen wird der Ewige in eurer Mitte Wunder tun!“

 

Ausserdem sind in derselben Übersetzung eine Reihe weiterer Namen zu finden, in welchen der Gottesname enthalten ist:

„Jehonatan“ (1.Samuel 18:1), „Jehoadda“ (1.Chronika 8:36), „Jehojarib“ (1.Chronika 24:7), „Jehohanan“ (1.Chronika 26:3), „Jehojada“ (2.Chronika 23:8), „Jehoram“ (2.Könige 1:17), „Jehoschafat“ (2.Könige 1:17), „Jehoahas“ (2.Könige 10:35), „Jehosabad“ (2.Könige 12:21), „Jehoaddan“ (2.Könige 14:2), „Jehoschab'at“ (2.Chronika 22:11), „Jehoscheba“ (2.Könige 11:2)

 

Wie das Beispiel von Prof. Dr. Naftali Herz Tur-Sinai erkennen lässt, sind sich bezüglich der Schreibweise solcher Namen nicht alle Gelehrten der hebräischen Sprache einig.

Die Übersetzer der von mir verglichenen Bibeln sind sich diesbezüglich ebenfalls nicht einig: EB, GNB, Hfa, NLB, LB, SB, ME, EÜ und NeÜ übersetzen „Jonatan, Joadda, Jojarib, Johanan, Jojada, Joram, Joschafat, Josabad, Joaddan, Joschabat, Joscheba“ oder ähnlich (Ausnahmen: SB, Jehosabad statt Josabad / ME, Jehoadda statt Joadda).
Während man für ZB, BHS.IÜ und NWÜ die Varianten „Jehoadda, Jehojarib, Jehochanan, Jehojada, Jehoahas, Jehosabad, Jehoaddan , Jehoschabat, Jehoscheba“ oder ähnlich benutzte (Ausnahmen: ZB, BHS.IÜ und NWÜ, Jonathan / NWÜ, Joram mit Fussnote Jehoram / BHS.IÜ, Joachas statt Jehoahas, meist aber J(eh)oachas).

 

Auch über die Aussprache des Gottesnamens selbst sind sich nicht alle Gelehrten der hebräischen Sprache einig. Die „King James Bible“ beispielsweise enthielt bisher an 7 Stellen den Namen Jehovah, in der Ausgabe von 2013 wurde dieser sogar an 6,972 Stellen wieder eingesetzt.

 

 

All diese Beispiele stehen im Widerspruch zu einer heutzutage weitverbreiteten Legende über die Vokalisation des Gottesnamens, der Darlegungsweise des sogenannten „Qere perpetuum“, nach welcher die Vokalisation der Schreibweise „Jehova“ durch ein Missverständnis lediglich auf derjenigen von „adonaj“ basieren soll. (Siehe hierzu: Behauptungen)

 

 

Die Uneinigkeit unter den Gelehrten bezüglich der Vokalisation des Gottesnamens sowie der Blick auf die Bedeutung des Namens unseres Herrn Jesus Christus (JHWH ist Rettung) führen nun zu einigen Mutmassungen meinerseits bezüglich der umstrittenen Schreibweise „Jehova“, welche ich an dieser Stelle einbringen will:

Da eine Transkription die Umschrift der Sprachlaute von einer Sprache in eine andere bezweckt, welche möglichst nahe am Sprachlaut der Ausgangssprache bleibt,  lassen sich aus solch einer Transkription auch Rückschlüsse auf den Sprachlaut der Ausgangssprache ziehen.  Diese können zwar nicht als eindeutige Beweise angesehen werden, stellen aber trotzdem äuserst interessante Anhaltspunkte dar.
So lautet beispielsweise die überlieferte Umschrift vom hebräischen Namen des Sohnes Gottes ins Altgriechische nicht „Iasoús“ sondern „Iesoús“, im Lateinischen nicht „Iasus“ sondern „Iesus“. Demnach liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die hebräischen Varianten „Jeschúa, Jehschúa, Jehuschúa oder Jehoschúa“ punkto Ursprünglichkeit als wahrscheinlicher zu betrachten sind als die Varianten „Jaschúa, Jahschúa, Jahuschúa, Joschúa, Johschúa oder Johuschúa“.

In einer jüdischen Übersetzung des Neuen Testaments, von David H. Stern (welcher 1972 zum Glauben an Jesus Christus gekommen war), wird der Name beispielsweise durchgehend mit „Jeschua“ wiedergegeben.

 

Für den Gottesnamen wiederum würde dies bedeuten, dass die richtige Schreibweise unter jenen Varianten zu finden sein müsste, welche mit „Je“ beginnen.

Möglicherweise setzt sich die ursprünglichste Vokalisation des Gottesnamens auch aus den Vokalisationen der drei Zeitformen des Verbsהיה / HJH“ (hojêh - der ist / hajah - der war / jihjêh - der sein wird) zusammen. Eine einzigartige Kombination, einzig und allein für den Namen Gottes und somit genau passend zur Einzigartigkeit Gottes. Eine grammatikalische Ausnahme, welche für keine andere Form dieses Verbs je benutzt wurde, ausschliesslich für den einzigartigen Namen Gottes gedacht. Dieser Aspekt zur Vokalisierung des Gottesnamens wäre sogar in Übereinstimmung mit einer Aussage des allein wahren Gottes persönlich, mit welcher dieser selbst seine Person beschreibt (EB, Offenbarung 1:8 - Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige).

 

Doch dies sind, wie bereits gesagt, nur Mutmassungen aufgrund von Indizien, es gibt keinen einzigen Beweis, weder für noch gegen eine der vielen möglichen Varianten. Aus diesem Grunde kann zu diesem Thema auch nur gemutmasst werden, was man als echter Christ ehrlicherweise auch zugeben sollte.

Der Tag wird mit Sicherheit kommen, an dem jeder den Namen Gottes erfahren wird, ob er das nun will oder nicht.

 

Die Kurzform „Jah“, welche ebenfalls in zahlreichen biblischen Namen (wie beispielsweise in „Elijah“ bzw. „Elijahu“) vorkommt und für viele Sprachforscher als Hauptgrundlage für die Annahme dient, „Jahwe“ sei die wahrscheinlichste oder korrekte Schreibweise, kann ebenfalls nur als ein Indiz gewertet werden.

Kurzformen müssen sich nicht zwangsläufig ausschliesslich auf die Anfangsbuchstaben eines Namens beziehen. Jah“ kann also genau so gut für „Jehova“ stehen: Jah(weh) / J(ehow)ah

 

Tatsache ist allerdings, dass „Jahwe“ und „Jehova“ im deutschen Sprachraum schon seit geraumer Zeit die gebräuchlichsten Varianten sind, was die eindrückliche Sammlung an Bildmaterial auf www.dername.org beweist.

Daher ist die Wahrscheinlichkeit bei diesen beiden Varianten auch am grössten, dass ihre mündliche Überlieferung vom blasphemischen Bestreben einiger, den Gottesnamen in den Schriften zu verschleiern, nicht tangiert wurde.

 

 

Hinweis:

Da es in diesem Themenbereich um den Gottesnamen geht, werde ich, um den hier zitierten Schriftstellen der Hebräischen Schriften ihren ursprünglichen Glanz zurückzugeben und um fatale Irrtümer zu vermeiden, für das im Grundtext erhalten gebliebene JHWH, welches die meisten Bibelübersetzer mit der HERRersetzten, eine der im Deutschen gebräuchlichen Versionen des Gottesnamens verwenden. Dies ist gekennzeichnet durch das Verwenden von nicht kursiver Schrift und GROSSBUCHSTABEN.

In der Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS), in welcher die handschriftlichen Abschriften des Originaltextes zusammengefügt sind, findet man alle Stellen, an welchen das Tetragrammaton ursprünglich stand.